Herz

sich ein Herz fassen
das geht mir ans Herz
gebrochenes Herz
da rutscht mir das Herz in die Hose

Herz_Thomas Meier
Heart, Thomas Meier, Attribution-NonCommercial 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0)

Kommen wir zum Herzstück!

Unsere Sprache enthält so viele Redewendungen und Vergleiche, die den Körper betreffen. Wie unmittelbar wird darin deutlich, dass Empfindungen und Gefühle mit dem Körper verbunden sind, körperlich verankert. Ich habe mich in den letzten Tagen dabei beobachtet, wie bei mir Herzklopfen einsetzte, sobald das Telefon klingelte, da ich einen wichtigen Anruf erwartete. Mein Körper „sprang“ durch dieses Signal sofort an und erhöhte die Herzfrequenz.

Welche Körper-Redewendungen fallen euch ein?

Das Herz ist das zentrale Organ, das uns am Leben erhält. Jeder Muskel kann mal pausieren, das Herz darf nicht stillstehen, dann ist Herzstillstand und das Leben bleibt stehen. Wie fragil dieses Organ ist, zeigt sich bei Anzeichen von Schwäche, wenn es nicht mehr einwandfrei „funktioniert“, wie gerade in meiner Verwandtschaft nach einer Herzklappen-OP.

Im Herzen kann ich Angst verspüren, wenn es sich zusammenkrampft, mir eng ums Herz wird. Herzklopfen kann ich auch in einer schönen Situation erleben, wenn ich dem geliebten oder ersehnten Menschen begegne, der mein Herz höher schlagen lässt. In meiner Herzregion sammeln sich Empfindungen und Gefühle. Sie können in meinem Herzen verborgen sein, ich kann sie hüten wie einen inneren Schatz. Ich kann aber auch mein Herz auf der Zunge tragen und aller Welt mitteilen, wie es mir gerade geht.

Erst nach der Aufklärung wurde das Herz als Instanz für Entscheidungen verdrängt und die Dualität von Verstand und Gefühl manifestierte sich. Sucht man in früheren Quellen nach der Bedeutung des Herzens, so ist vom Sitz der Seele die Rede, vom Innern des Menschen, seinem Kern. Herz und Tun sollten übereinstimmen. Menschen, bei denen das so ist, erleben wir als authentisch. Im biblischen Verständnis hatte das Herz auch rationale Fähigkeiten und war der Ort der Erinnerungen.

„Unser Herz ist das ‚Buch‘ aus dem wir lesen sollten. Es ist der Ort, an dem eine Begegnung zwischen uns und Gott stattfinden kann.“

Margret Lincoln: Der Raum in mir, S. 141

Die Jahreslosung 2017 lautet: Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in Euch (Die Bibel, Hesekiel 36,26). Gott selbst kann unser Herz erneuern! (Ver)Trauen wir es ihm an.

Ich lade zu einer Übung ein, die aus der christlichen Mystik stammt und schon sehr alt ist: Das Herzensgebet! Dazu kannst du dir 15 Minuten ungestörte Zeit reservieren. Such dir einen Platz, an dem du in einer bequemen, würdevollen Haltung sitzen kannst. Nimm dir Zeit, zur Ruhe zu kommen, indem du deinem Atem folgst. Einatmen, ausatmen, Pause. Finde in deinen Atemrhythmus. Du brauchst nichts verändern, sondern kannst deinen Atem so folgen, wie er natürlich ein- und ausströmt. Nun kannst Du ein Wort wählen, dass das Ein- und Ausatmen begleitet. In der christlichen Mystik sind das Worte wie: Erbarme dich (einatmen) meiner (ausatmen). Oder: (einatmen) Du in mir, (ausatmen) ich in dir. Sobald die Gedanken abschweifen, kehre einfach zum Atem und dem ausgewählten Wort zurück.
Ich empfinde es noch als besonders wohltuend, dabei meine Hände oder eine Hand auf die Herzregion zu legen. So kann ich den Zuspruch unterstützen, der mir zugesagt ist (z.B. Fürchte dich nicht, Friede sei mit dir).

Reflexion: Wie ist es, auf mein Herz zu hören?

9 Kommentare zu „Herz

  1. Hat dies auf Mia.Nachtschreiberin. rebloggt und kommentierte:
    Liebe Christiane,
    ich mag heute nicht viele Worte machen, bin gerade ganz berührt von der Verbindung von der fabe des Herz-Wortes, dem dazu passenden Foto und den Worten, die wir für das Herz wählen. Mir etwas zu Herzen nehmen im besten Sinne, jemandem mein Herz ausschütten oder beherzt an eine Sache herangehen. Das Herzenesgebet war mir eine zeitlang sehr vetraut, ist mir verlorengegangen, vielleicht wieder Zeit es be*herz*tzurückzuholen…
    Liebe Grüße,
    Sabine

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  2. Danke, Christiane!
    Deine kurzen Texte nehmen mich jedes Mal mit an einen Ort, an dem es ganz ruhig ist und Zeit ist für den Fokus auf das Wesentliche. Ich konzentriere mich zurzeit viel auf den Atem und finde das Herzensgebet ein schöne Bereicherung für meine Übungen.
    Mir fällt auch sofort ein: mir ist so schwer ums Herz — eine Formulierung, die ich seit Jahrzehnten benutze, einfach weil sich meine Herzregion tatsächlich sehr oft so anfühlt. Auch mein kleiner Sohn hat letztens, als er traurig war (weil ich verärgert war), gesagt: „Mir tut das Herz weh.“ Da konnte ich natürlich nicht mehr ärgerlich sein.
    LG, Fe.

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  3. Liebe Christiane,
    die beiden Fotos berühren mich sehr, sie gehen mir zu Herzen, ebenso wie der Herzschmerz von Fe’s kleinem Sohn.
    Das Herz ist für mich der Kern aller Dinge und wenn das aus dem Takt gerät, dann ist der Lebensrhythmus in Gefahr.
    Bewegte Grüße
    Anne

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  4. Liebe Christiane,
    ich empfinde, dass das Herz tatsächlich D I E hoch wichtige Instanz in meinem Körper ist. Wenn ich Entscheidungen treffe, dann doch „mit Herz und Verstand“. Das wird auch im 1. Korinther 13 ganz deutlich: Wenn ich die Liebe, das Herz, nicht habe, dann taugt es nicht, was ich mir ersinne. Man spricht ja auch von Herzenssachen und Herzensangelegenheiten. Da ist ganz viel in unserem Sprachschatz mit dem Herzen verbunden.
    Danke für diese tolle Reflexion.
    musika

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