Wunschfrei

Der #BKS11 tut es wieder: Nach der Blogparade zum Thema Digitale Einsamkeit nun eine zu „Wenn ich mir was wünschen dürfte…“ im Rahmen des Moduls Lyrik. Weitere Beiträge sind hier gesammelt.

Und hier kommt mein Beitrag mit dem Titel:

Wunschfrei

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte,
dann würde ich in mich hineinspüren.

Wenn ich in mich hineinspüren würde,
dann würde ich dort Überraschendes entdecken.

Wenn ich Überraschendes in mir entdecken würde,
dann würde ich das Entdeckte auf mich wirken lassen.

Wenn ich das Entdeckte auf mich wirken lassen würde,
dann würde es sich auf mein ganzes Lebens auswirken.

Wenn es sich auf mein ganzes Leben auswirken würde,
dann wäre ich tief glücklich.

Wenn ich tief glücklich wäre,
dann würde mir nichts mehr etwas ausmachen.

Wenn mir nichts mehr etwas ausmachen würde,
dann könnte ich machen, was ich will.

Wenn ich machen könnte, was ich will,
dann würde ich Bücher schreiben.

Wenn ich Bücher schreiben würde,
dann könnte ich meiner Phantasie freien Lauf lassen.

Wenn ich meiner Phantasie freien Lauf lassen würde,
dann wäre ich nicht mehr von dieser Welt.

Wenn ich nicht mehr von dieser Welt wäre,
dann hätte ich den Kontakt zu anderen verloren.

Wenn ich den Kontakt zu anderen verloren hätte,
dann wäre ich traurig und allein.

Wenn ich traurig und allein wäre,
dann würde ich mir etwas wünschen.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte,

 

14 Kommentare zu „Wunschfrei

  1. Liebe Christiane,
    die Schriftfarbr
    der Rhythmus,
    der Klang,
    der sich durch
    die Wiederholung
    die Wiederholung
    die Wiederholung
    intensiv einprägt,
    wunschfrei
    frei
    genau das bin ich
    wenn ich Bücher
    längere GESCHICHTEN
    schreibe
    liebe Grüße,
    Mia

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    1. Liebe Mia,
      Dir hat es die Lyrik ja noch mal richtig angetan! Danke für Deine schönen Zeilen auf mein Gedicht. Frei, ja, ohne Wünsche oder einen Wunsch frei haben – sowas passiert bei mir unbewusst beim Schreiben.
      Liebe Grüße
      Christiane

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  2. Liebe Christiane
    Das ist eine ganz schöne Schlaufe und wirft die Frage auf, ob und wann wir wünschen. Ja, im Grunde bleibt kein Wunsch offen als der, nicht traurig und alleine zu sein.
    Danke für Deine nachdenklich stimmenden Zeilen.
    Herzlich, Urs

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    1. Lieber Urs,
      danke für Deine Sicht auf mein Gedicht. Gerade bei Gedichten bleibt ja viel offen im (oder für den?) Blick des Betrachtenden/Lesenden. Spannend für die Schreiberin zu hören, was sie da auslöst…
      Liebe Grüße
      Christiane

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  3. Liebe Christiane,
    irgendwie habe ich es von Anfang geahnt, dass dieses Gedicht nicht gut ausgehen kann. Alle Wünsche erfüllt und am Ende tieftraurig…. Also bleibt am Ende die Erkennntis lebenslanges Sehnen als Schlüssel zu einem erfüllenden Leben?
    Liebe Grüße
    Anne

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    1. Liebe Anne,
      danke für Deine Resonanz. Es ging schon noch ein Kommentar in die Richtung, dass das einzige, was stehen bleibt, das traurig und allein ist. Hm. Ihr seht vielleicht mehr als ich. Für mich war gar nicht so eine traurig Stimmung damit verbunden oder dass es „nicht gut ausgeht“. Traurig und Alleinsein lässt noch Wünsche offen. So ist das mit den Gedichten: Poetin und Leserin – zwei Welten, zwei Perspektiven.
      Danke fürs Rebloggen
      Liebe Grüße,
      Christiane

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  4. Liebe Christiane,
    vielen Dank für dein faszinierenden und inspirierendes Gedicht! Spannend, wie die Erfüllung des einen Wunsches („in mich hineinspüren“) eine Kettenreaktion auslöst und viele Gutes nach sich zieht, aber am Ende wieder zu einem neuen Wunsch führt.
    Der Kreis scheint sich zu schließen, aber ich glaube, man selbst ist nicht mehr dieselbe Person, sondern an den Erlebnissen und Erfahrungen der inneren Reise reicher. Deshalb ist dieses kreisen von Wunsch zu Wunsch zwar endlos, aber es gibt trotzdem keine Wiederholungen.

    Herzliche Grüße
    Ulrike

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    1. Liebe Ulrike,
      danke für Deine Rückmeldung! Der Gedanke gefällt mir gut: Es ist zwar ein Kreislauf, aber ich bin nicht wieder dieselbe, wenn das Wünschen wieder beginnt.
      Liebe Grüße
      Christiane

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  5. Faszinierend, liebe Christiane, wie du so viel Lebensweisheit so komprimiert in wenigen Sätzen ausdrückst. Wenn ich mich sehr glücklich fühle, ist in mir trotz allem immer ein winziger Gedanke an trübere Zeiten und er lässt mich mein Glück noch intensiver erleben. Und in sehr traurigen Zeiten ist in mir drin dieser kleine Funke Hoffnung auf bessere Momente, der mir hilft, die Schwere auszuhalten.
    Herzliche Grüße,
    Sabine

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    1. Liebe Sabine,
      danke für Deine Rückmeldung. Das Bild klingt sehr schön: Immer etwas von dem anderen – dem Traurigen im Glück und der Hoffnung im Traurigen – mitfühlen, das macht beides wiederum intensiver. Danke.
      Liebe Grüße
      Christiane

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  6. Liebe Christiane,

    ja, ich glaube auch, dass sich am Ende ein neuer Kreislauf auftut, dass etwas anderes in Bewegung gerät. Alles ist in Schwingungen oder wirft Wellen und dazwischen gibt es ein Auf und Ab…
    Ich finde dein Gedicht jedenfalls wunderschön. Mit jeder einzelnen Strophe baute sich eine Gänsehaut mehr und mehr auf und perlte am Ende dann meinen Rücken sanft hinab.

    Dankeschön!
    Liebe Grüße
    Mo…

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