Schreib_Spur

Ich ziehe eine Schreibspur aus Wörtern hinter mir her.

So viel wie im letzten Jahr habe ich lange nicht mehr geschrieben! Seit meiner Diss vielleicht, die ich schließlich auf gut 400 Seiten komprimiert habe – nicht mitgezählt all die Hunderte von Dateien mit Vorversionen. Und auch ganz zu schweigen von meinem Forschungstagebuch von fast 800 Seiten, in dem ich alle Gedanken entwickelt, alle Schreibblockaden reflektiert und alle Krisen aufgearbeitet habe. Mit der Abgabe habe ich es geschlossen und nicht wieder angefasst.

Jetzt schreibe ich wieder mehr, aber ganz anders, vielfältiger.  In meinem Studium an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin fragte mich neulich eine Kommilitonin in einem Feedback auf eine Schreibaufgabe, warum ich schreibe. Diese Frage nehme ich mir heute vor, um sie hier durchzubuchstabieren. Schließlich handelt dieser Blog auch vom Schreiben. Damit setze ich auch meine Serie zu den „Grundbegriffen“ fort…

Ich schreibe

… um zu denken
… um mir meine Gedanken sichtbar zu machen
… um mich auszudrücken
… um meine Spur zu erkennen
… um etwas loszuwerden
… um etwas handhabbar zu machen
… um Konzepte zu entwickeln
… um mich zu sortieren
… um mich zu (er)finden
… um mich zu erinnern
… um Probleme zu verstehen
… um Fragen zu stellen
… um Antworten zu finden
… um mir folgen zu können
… um mich mit-zu-teilen – mit mir und anderen
… um Hunger zu stillen
… um auf mein Herz zu hören
… um Worte zu suchen, bis sie passen
… um zu trauern
… um weiter zu leben

— einfach so, weil es schön ist.

Ich schreibe auf ganz unterschiedliche Art. Das wissenschaftliche Schreiben gehört auch immer noch dazu. Allerdings lehre ich es lieber andere, als es selbst zu tun. Ich vermittle auch das Schreiben als Denkinstrument in der fachlichen Lehre in meinen Veranstaltungen in der Hochschuldidaktik sehr gerne: Schreibend lernen – Schreiben in der Lehre. Zuletzt habe ich ein Ratgeberbuch zum gemeinsamen Schreiben veröffentlicht mit meinen großartigen Kolleginnen – ein wunderbares Gemeinschaftsschreibprojekt!

Mit dem Studium an der ASH knüpfe ich an alte Spuren an, ich erinnere mich an Texte aus längst vergangenen Zeiten, Reflexionen, Gedichte mit Anfang zwanzig. In der Ausbildung zur Schreibdidaktikerin 2006 im Schreiblabor habe ich zum ersten Mal über meine Schreibbiografie nachgedacht. Und jetzt im Studium tauchte diese Aufgabe wieder auf.

Schreiben zieht sich wie eine Spur durch mein Leben. Jetzt möchte ich diese Spur, diesen Pfad vertiefen, möchte noch mehr mit und beim Schreiben erleben, noch tiefere Gründe in mir erforschen. In mich eintauchen und mit Wörtern wieder auftauchen, gefischt im Brunnen der Ideen, an der Quelle der Meditation, auf dem Grund der Seele. Wie hier auf dem Blog.

Möchtet Ihr gemeinsam mit mir schreibend unterwegs sein? Ich freue mich auf Eure Kommentare!
Und Ihr könnt mit mir im März in Hannover mit dem Herzen schreiben, es sind noch Plätze frei.

16 Kommentare zu „Schreib_Spur

  1. Liebe Christiane,
    da hinterlasse ich doch gerne meine Schreibspur auf Deinem Blog. Bei allen Deinen Gründen, warum Du schreibst, kann ich nur sagen: ja genau deshalb schreibe ich auch. Inzwischen kann ich dieses Instrument des Schreibens total genießen. Es macht Spaß sich schreibend zu entdecken. Zu entdecken zu welchen Wortschöpfungen man fähig ist, zu entdecken, was da alles in einem ist und schreibend hinausdrängt. Und ich genieße es auch, von Dir immer wieder neue Anstöße zu bekommen, auf das Schreiben vielleicht auch aus anderen Blickwinkeln zu schauen. Ich freue mich auf weitere Posts.
    Liebe Grüße
    Anne

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  2. Hat dies auf Mia.Nachtschreiberin. rebloggt und kommentierte:
    Liebe Christiane,
    was für eine wunderschöner Satzauftakt. „Ich ziehe eine Schreibspur aus Wörtern hinter mir her.“
    Unter einem Foto, das zum Schreiben einlädt und in einen Text aufführt, der Wort für Wort schreibt, warum das so ist.
    Schreiben, um …
    mich
    zu halten
    mein Leben sortiert
    auf immer wieder neuen
    zeilen

    Danke,
    liebe Grüße,
    Mia

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  3. Ein sehr schöner Beitrag. Es ist spannend zu sehen, wie andere ihr Schreiben erleben und damit umgehen. Ich hoffe, dass ich auch einmal anderen das Schreiben näher bringen kann. Es ist ein wundervolles Instrument des Selbstausdrucks.
    Liebe Grüße, Alexandra

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    1. Danke, liebe Alexandra! Ich habe ja lange Zeit das Schreiben mehr gelehrt als selbst praktiziert, da ich wiss. Schreiben gelehrt habe. Am meisten Spaß gemacht hat mir / und macht mir die Ausbildung von Schreibtutor*innen!

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  4. Liebe Christiane,
    nach einem grauen Tag und einer regenreichen unruhigen Nacht weckt mich Dein Blog mit diesem herrlichen (Frühstücks-)Bild und macht mir Appetit, mich frisch ans Werk zu setzen.
    Das Unwetter ist abgezogen der Tag lacht!
    Ich wünsche Dir viel Erfolg für die Psalmwerkstatt im März.
    Vera

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  5. Liebe Christiane,
    Du machst es deutlich: Schreiben ist ein Multifunktionswerkzeug! 🙂

    Ich hab mal das Inhaltsverzeichnis Deiner Dissertationsarbeit überflogen… meine absolute Hochachtung, ich kann mir nicht mal in Ansätzen vorstellen, was da für eine enorme Arbeit drin steckt!

    Liebe Grüße
    Mo…

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