Nicht mehr und noch nicht – so hat der Fotograf Dirk Henkel dieses Bild der Kastanienknospe betitelt. Nicht mehr der Blätterbaum, nicht mehr die volle Blüte. Das Alte ist vergangen, es hat ausgedient. Und das Neue ist noch nicht da, noch nicht vollständig sichtbar, noch in der Knospe verborgen. Die Zeit dazwischen.
So empfinde ich diese Zeit. Eine Zeit der Verwandlung, der Transformation, der Inkubation. Neben dem Schmetterling ist die Kastanie für mich ein wichtiges Symbol dafür geworden. In einem Focusing-Prozess stand sie für das Schmerzhafte, das Verletzliche, das Schutzbedürftige in mir. Nicht mehr und noch nicht:
Kastanie
Aufgelesen von der Straße
fernab gerollt vom Baum im Herbst.
Schon fängt sie an zu schrumpeln
ohne Wasser.
Zu Anfang leuchtend braun
ihre glatte Haut
unter der stacheligen Hülle
roh, zart, verletzlich.
Jetzt trocknet sie aus
Ohne den Kontakt zum Baum
Ohne ihre schützende Schale
verliert ihre Energie.
Sie bleibt allein.
Sie hat noch keinen neuen Platz
In ihr ist schon alles angelegt
In ihr ist der Same für das neue Leben
In ihr ist der Bauplan für den ganzen Baum.
Jetzt ist es dran
sie zu pflanzen
in die dunkle Erde
Sie von der Oberfläche zu nehmen
und zu vergraben.
Sie zu umgeben mit der nährenden Erde
die sie birgt.
Hier ist Ruhe, Schutz, Winterzeit
Keine Störungen von außen
Keine Beschleunigung
Kein Dranziehen und Herausquetschen
Hier verliert sie ihre alte Hülle und Form.
Verwandlungszeit
Ausruhen
Altes loslassen
Dem Wachsen Raum geben
Die Nährstoffe aus dem Boden ziehen
Durch das Wasser beleben
In der Erde festigen.
Es geschieht
Es geschehen lassen
Mich hingeben
Mich fallenlassen
Ganz
Liebe Christiane,
vielen Dank für deine wohltuenden Worte zur Zeit der Inkubation und Verwandlung! Kastanienzeit. 🙂
Herzliche Grüße
Ulrike
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Danke, liebe Ulrike!
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Liebe Christiane,
das sind wunderschöne Fotos.Ich finde es berührend, wenn man unversehens mitten im Winter die Vorbereitungen der Natur auf das kommende Frühjahr sehen kann. es hat was tröstliches, wenn in einer vermeintlich toten Jahreszeit schon neues Leben angelegt wird. Auch das schenkt Vertrauen in das sich Fallen lassen. Die Natur geht ihren Weg.
Liebe Grüße
Anne
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Liebe Anne,
ja, der Kreislauf der Natur hat etwas sehr beruhigend und zuversichtliches: Es geschieht sowieso.
Liebe Grüße
Christiane
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Liebe Christiane,
tröstend,
haltend
aufbrechend
und vorbereitend
auf das Neue …
Oder mit anderen Worten
*Bis gut ist…*
Danke für diese berührenden inspirierenden Zeilen,
Mia
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