Halt ist
eine Leiter
in die Unendlichkeit
Zuerst habe ich mich
am Fuße der Leiter
angelehnt.
Sie war fest,
wie verwurzelt,
verlässlich und
stabil.
Ich habe in ihren Sprossen
gespielt,
ich wusste nicht,
wohin sie führt
und wer sie hält.
Halt ist
eine Leiter
in die Unendlichkeit
Zuerst habe ich mich
am Fuße der Leiter
angelehnt.
Sie war fest,
wie verwurzelt,
verlässlich und
stabil.
Ich habe in ihren Sprossen
gespielt,
ich wusste nicht,
wohin sie führt
und wer sie hält.
Das Tal ist durchschritten.
Es geht wieder aufwärts.
Ein Tal
von vielen Tälern.
Im Tal fließt doch das Wasser,
im Tal blühen die Blumen,
im Tal wohnen die Menschen.
Warum sollte ich auf den Berg steigen?
Der nächste Berg.
Er steht schon vor mir.
Warum ist aufwärts gehen so positiv besetzt?
Aufwärts gehen ist anstrengend!
Die Last liegt auf meinen Schultern.
Wie leicht kann das Gepäck sein?
Was lasse ich im Tal?
Welche Wegzehrung benötige ich?
Mich nehme ich mit.
Das ist Last genug.
Und Lust genug,
Kraft genug,
Ausdauer genug.
Mir vertrauen.
Vertrauen in den Aufstieg.
Oben wartet die Aussicht.
Gipfelerlebnisse
sind nicht alltäglich.
Nicht jeder Aufstieg
wird mit einem Ausblick belohnt.
Manches ist nicht der Mühe wert.
Woher weiß ich das vorher?
Welche Mühe lohnt sich?
Reicht nicht das Gehen?
Ich möchte mich anlehnen
an das Leben
wie an eine Wolke
Ich möchte mich wiegen
im Wipfel eines Baumes
als Blattknospe,
die schon in sich die Ahnung trägt,
dass sie eines Tages
als Blatt auf die Erde schwebt
Ich möchte hören
die Stimmen der Vögel
am Morgen
und sie übersetzen
in die Sprache der Hoffnung
Ich möchte kosten
den Geschmack der Freiheit
auf meiner Zunge
ohne Risiko
mich daran zu verschlucken
Ich möchte nehmen
den Handschuh der Rastlosigkeit,
ihn nach innen stülpen
und die Spuren der Arbeit
achtsam erkunden
wie eine Handschrift,
die es zu entziffern gilt
Ich möchte geschlossen halten
die bleiernen Lider,
bis der Lufthauch
zart wie eine Feder
sie mitnimmt
an einen Ort der Ruhe
Ich möchte mich wärmen
an der Wohltat
als wäre sie allein durch Reibung
von Tun und Gnade entstanden
Ich möchte mich legen
in eine Hängematte aus Schutz
gespannt über dem Abgrund
der Verzweiflung
Ich möchte empfangen
das Herz
wie eine sich öffnende Tür
in den inneren Raum
im Innersten des Innersten
Ich möchte nachzeichnen
mit dem Finger der Achtsamkeit
die Furchen
im Gesicht der Geschichte
Ich möchte mich schmiegen
an die Dämmerung
und den langen Übergang des Lichts
streicheln,
bis das Samt der Nacht mich umfängt
Foto by C.Henkel
Erst später, viel viel später
schaue ich zurück.
Heute blühen hier Organenbäume,
ihr Duft durchströmt das Land
und lockt viele an,
Besucher und Insekten.
Heute wächst hier die Frucht
all dessen
nie geahnt
nie geplant.
Es ist geboren aus dem Vertrauen
dem Vertrauen in das Leben
dunkle Erde, frische Energie
Tiefe.
Aufhören zu suchen ohne zu finden.
Nicht länger zögern ohne loszugehen.
Es gibt kein Verharren
Es gibt keinen Stillstand
Es gibt keine Stabilität
Aber es gibt Schutz
Mein Inneres ist geschützt
Ich vertraue mir
Ich höre auf, mir zu misstrauen
Niemand greift mich an.
Ich bin frei
Maximal frei
Und doch begrenze ich mich
Meine Angst begrenzt mich
In der Welt habt Ihr Angst,
aber siehe, ich habe die Welt überwunden.
Die Welt ist überwunden
Die Angst ist noch da
Wie kann ich die Angst überwinden?
Die Frage nach dem Zögern
Wie kann es für meine Reise nützlich sein?
Was lässt mich zögern?
Zögern… noch nicht
Was ist das Zögern?
Zögern als Raum für neue Möglichkeiten
Im Zögern bleiben und den Raum öffnen
Das Zögern öffnet einen Raum
Wie ist es in diesem Raum zu sein?
Welche Begrenzungen erlebe ich in dem Raum?
Eröffnen die Begrenzungen etwas?
Oder engen sie ein?
Welche neuen Wege werden durch die Begrenzung sichtbar?
Wage ich mich in den offenen Möglichkeitsraum?
Es geht da weiter, wo es leicht ist.
Diesem Satz zu vertrauen, ist gar nicht so leicht für mich. Vielleicht habe ich viel zu oft erlebt, dass etwas erkämpft werden muss, dass hartnäckiges Insistieren zum Ziel führt. Manchmal löst genau das auf der anderen Seite Widerstand aus. Mir fällt es schwer, zu akzeptieren, dass Türen sich schließen oder sich eben nicht öffnen. Ich rüttle daran, klopfe, zerre, stampfe… – und auf der anderen Seite bleibt es stumm. Gestoppte Prozesse.
Und dann zu erleben, dass daneben – oder ganz woanders – eine geöffnete Tür ist, eine einladende Geste, ein Willkommen-Heißen – das ist überraschend! Jetzt ist es an mir, Ja zu sagen, die Schwelle zu überschreiten, dem Willkommen Glauben zu schenken. Dem zu widerstehen, misstrauisch zu sein und zu zweifeln, ob sich hinter der Tür doch ein Hindernis oder eine Falle versteckt.
Erwartungen loslassen. Auf Neues warten. Durchschreiten. Über die Schwelle gehen. Neuland betreten. Mich überraschen lassen. Mich öffnen.
Photo by Trude Jonsson Stangel on Unsplash
Rau weht der Wind. Dunkel schließt die Nacht das letzte Licht ein. Von Ferne ist das Rauschen der Wellen zu hören. Gischt prallt gegen die Steilwand und versandet. Wer hier schutzlos steht, wendet sich ab und kehrt zu seinesgleichen in das warme Haus zurück. Hier hat er nichts verloren, denn hier ist alles verloren. Das Ende der Welt. Das Ende der Hoffnungen. Abgrund. Mit Spott und Verachtung wenden sie sich ab und folgen ihrem Glück. Suchen das ihre und das Weite. Das hier braucht kein Mensch. Kälte, Abschaum, Verzweiflung, Gewalt und Schreie. Nein, hier haben sie nichts verloren. Das Glück schon gar nicht. Es ist woanders zu finden. Dort, wo alles glatt und glänzend scheint. Zwar hart erkauft, zugegeben. Aber das merken sie nicht.
Näher dran sind nur die Ausgestoßenen. Die Verachteten. Die Randfiguren der Geschichte. Sie kennen sich aus im Dunkeln. Finstere Geschäfte sind ihr Alltag. Schwarz wie die Nacht ist das Herz. Und das weiß jeder. Sie kennen die Verachtung und Gleichgültigkeit, die von den vermeintlich Perfekten zu ihnen herüberschwappt. Es lässt sie kalt. Zu geschunden ist das Herz, ein dicker Panzer lässt alles abprallen. Sie haben sich arrangiert mit der Kälte, der Dunkelheit, dem Hass und der Verzweiflung.
Sie, die da draußen zu Hause sind, wenden den Blick nach oben. War da nicht was? Was war anders als sonst? Der Mut der Verzweiflung lässt sie aufhorchen und aufsehen. Sie haben nichts mehr zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Sie folgen ihrem Herzen. Die Hütte taucht vor ihnen auf. Sie kennen sie. Dieser ebenso verachtete Ort ist ein Raum der Ausgestoßenen, der Heimatlosen und Gekränkten. Diese Hütte umwebt heute etwas Magisches. Sie spüren: Etwas ist anders! Sie fühlen sich angezogen wie von einem Magneten. Sie wissen tief in ihrem Inneren: Hierin liegt die Wahrheit. Sie schleichen um den notdürftigen Bretterverschlag herum. Sie streichen mit den Händen über das rohe Holz. Die Tiere sind auch dabei, ihr Atem bläst neblige Wolken in die Nacht. Ihre Körper beben. Sie wagen nicht zu sprechen, nicht mal zu flüstern. Schweigend umkreisen sie die Hütte bis zur Tür. Wagen sie es?
„Furchtlos“ weiterlesenHeute Morgen fiel mir zur Reihe der Mut-Worte noch Gleichmut ein. Ich schrieb das Wort in mein Morgenseiten-Heft. Dann setzte ich mich zum Meditieren auf meine Gebetsbank.
Zum Meditieren gehört seit Sonntag ein Text, den ich bereits im Frühjahr bei den Eremos(=Wüsten)-Wochen, einem Online-Retreat, bei barfuß + wild kennen gelernt habe. Es gibt wohl verschiedene Übersetzungen dieses Welcome-Prayers von Thomas Keating:
Willkommen, willkommen, willkommen, willkommen!
Ich heiße alles willkommen, was heute zu mir kommt,
weil ich weiß, dass es meiner Heilung dient.Ich heiße alle Gedanken, Gefühle, Emotionen,
alle Menschen, Situationen und Ereignisse willkommen.Ich lasse meinen Drang nach Macht und Kontrolle los.
Ich lasse meinen Drang nach Beifall, Wertschätzung,
Bestätigung und Vergnügen los.
Ich lasse meinen Drang nach Überleben und Sicherheit los.
Ich lasse meinen Drang los, irgendeine Situation, Bedingung,
andere Menschen oder mich selbst ändern zu wollen.Ich öffne mich für Gottes Liebe und Gegenwart
und für Gottes Handeln in mir.Amen
nach Mary Mrozowski
Zuerst sträubte sich einiges in mir, dieses Gebet zu sprechen. Schließlich nahm ich eine Focusing-Haltung ein und ließ die Worte in meinen Körper hineinfallen und wartete auf die Resonanz, auf den Felt Sense.
So geschah es:
Ich träume von einem Raum,
in dem ich atmen und mich entfalten kann,
ein sicherer Raum (safe space), in dem ich nicht angegriffen werde,
sondern noch unfertige Gedanken ungeschützt äußern kann.
Ich träume von einem Raum,
der, wenn er an Grenzen stößt, sich öffnen kann für das, was andere haben oder tun,
und ich mich nicht bedroht abschotten muss.
Ich träume von einem Raum,
in dem auch die Verletzlichkeit ihren Platz hat,
ich sie nicht verbergen muss, sondern sie wie ein Türöffner wirkt,
so dass auch andere diesen Raum in sich öffnen können.
Das Kreuz
Ich möchte schreien,
es ist nicht auszuhalten und nicht mitanzusehen.
Auch damals liefen alle Freunde davon.
Manche sagen, das hat nichts mit mir zu tun,
was geht mich das an.
Auch damals wusch einer seine Hände in Unschuld.
Manche haben nur Spott und Hohn dafür übrig.
Auch damals verachteten und verschmähten ihn
die Häscher und sogar die mit ihm Verurteilten.
Manche haben Spaß daran
und schlagen noch Profit daraus.
Auch damals warfen sie die Würfel
um das letzte Stück Stoff.
Ich bleibe hilflos zurück,
stehe da, kann nichts machen.
Auch damals verharrten Frauen am Fuße des Kreuzes
und mussten seinen Tod erleiden.
Das Kreuz
eine Torheit
unverständliche Gewalt
niederschmetterndes Ende des erhofften Helden
Dunkelheit und Schmerz
Es lässt sich nicht schönreden
Was hat das mit mir zu tun?
Mit meinem Schmerz
mit meiner Wut
mit meiner Feigheit
mit meiner Hoffnungslosigkeit
mit meinem Sterben?
Jesus hing mit mir am Kreuz.
Das ändert alles.
Dort hängt auch
mein Schmerz
mein Hass
meine Verzweiflung
meine Mutlosigkeit
mein Verlassensein
Jesus nimmt das alles mit in den Tod.
Und verwandelt es.
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