mutwillig

Dieser Beitrag ist im Rahmen einer politischen Schreibwerkstatt entstanden. Ich veröffentliche ihn heute zum Weltfrauentag.

Beziehung auf Augenhöhe – die Überwindung von Infantilismus

Als Kinder brauchen wir Bindung, bedingungslose Liebe, Nähe, Schutzraum, Verlässlichkeit, Fürsorge – und noch viel mehr, was uns einfach von unseren Eltern/ Bezugspersonen geschenkt wird. Im besten Fall. Im glücklichsten Fall. Im rudimentären, zerbrechlichen, angeknaxten Fall geschieht genau dies nicht. Es bleibt eine ungestillte Sehnsucht zurück. All die abgeschnittenen Umarmungen, die unvollendeten Tröstungsgesten, der Geschmack von Zurückgelassenwerden, das tiefe Loch der Leistungsliebe, die Unbarmherzigkeit des Übersehenwerdens – all das schlägt tiefe seelische Wunden, die in den Keller des Unterbewusstseins verbannt werden aus Schutz und für das Überleben.

Als Erwachsene treffen wir auf den Traummenschen – ah, da bist du endlich! Du wirst all meine leeren Flaschen im Keller füllen mit deinem Trost, deiner Fürsorge, deiner Zärtlichkeit und dafür bist du ja auch da oder?

Was als Beziehung auf Augenhöhe begann, artet aus in eine toxische Bedürfnis-Egoismus-Abhängigkeit, aus der nur noch Flucht heraushilft. Oder Rufmord. Oder Unterwürfigkeit. Oder Zerbruch. Jedenfalls versteckte oder offene Gewalt. Weil das so vertraut ist aus Kindertagen, wiederholen sich alle Mechanismen aus dem Beziehungs-Sandkasten.

Wie wäre es, sich mit all der Bedürfnis-Egoismus-Abhängigkeit auf Augenhöhe zu begegnen? Anerkennen, dass ich und du bedürftig sind. Wahrnehmen, dass der Egoismus diesen ungestillten Bedürfnissen entspringt. Begreifen, dass ich nicht alles für dich sein kann und du nicht alles für mich bist. Zulassen, dass wir einander loslassen und wir abhängig sind, weil pure Autonomie uns entfremdet.

Aus der Reihe „Mut„.

Photo by Ilya Ilford on Unsplash

Nur für heute

Nur für heute
möchte ich dem Drang widerstehen
mich zu verzetteln.

Nur für heute
möchte ich mein Tempo finden
und mich nicht antreiben.

Nur für heute
möchte ich loslassen,
was mich von mir wegzieht.

Nur für heute
möchte ich dableiben,
statt aufzustehen und wegzulaufen.

Nur für heute
möchte ich mich neben die Angst setzen,
warten, bis sie spricht.

Nur für heute
möchte ich erleben,
dass Verletzlichkeit
wirklich stark macht.

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Emotionaler Muskelkater

Wenn ich nach längerer Zeit mal wieder Sport treibe und mich dabei gleich hart überanstrenge, dann habe ich am nächsten Tag Muskelkater. Die Muskeln sind es nicht mehr gewohnt, bestimmte Bewegungen auszuführen und wurden einfach lange nicht mehr so ausdauernd beansprucht. Manchmal ist der Muskelkater sogar am zweiten Tag nach dem Sport schlimmer als am ersten.

Ich kenne emotionalen Muskelkater gut. Da liegt eine Zeit intensiver Begegnungen hinter mir. Ich habe viele Menschen getroffen, Gespräche geführt, selbst etwas beigetragen wie z.B. einen Workshop geleitet oder einen Vortrag gehalten. Ich war im Kontakt, habe Resonanz gespürt, Reaktionen erhalten. Manchmal bin ich wie in einem Rausch von emotionalen Zuständen, die sich schnell abwechseln können. Ich liebe es normalerweise in der Menge zu baden und viele Menschen um mich zu haben. Je nach Gruppe fallen die Emotionen jedoch ganz unterschiedlich aus. In einer vertrauten Gruppe genieße ich das Zusammensein, fühle mich wohl, kann mich fallenlassen, muss nicht darüber nachdenken, was ich sage, wie ich mich verhalte, weil ich weiß, dass ich so angenommen bin, wie ich bin. Es gibt andere Zusammensetzungen, in denen ich von Anfang an mehr Anspannung spüre, ein latentes inneres Beobachten dabei ist, eine gewisse Hab-Acht-Stellung, was sich in angespannten Muskeln auch körperlich bemerkbar macht. Diese Körperreaktion kann sehr hilfreich sein, weil sie mich auf etwas aufmerksam macht. Sie zu deuten, ist allerdings nicht mehr so eindeutig. Lauert hier wirklich eine Art von Gefahr im Raum? Oder reagiert mein Körper auf Trigger, die mit etwas Anderem, etwas ganz Altem in mir zu tun haben? Oft gelingt es mir nicht, das in der Situation sofort zu unterscheiden.

Am nächsten Tag oder an den Tagen nach intensiven Begegnungen kommen dann die Nachwirkungen. Sie zeigen sich einerseits im Nach-Denken: Was habe ich gesagt? War das passend? Habe ich mich im Ton vergriffen? Und wie hat mein Gegenüber reagiert? Was hat er oder sie geantwortet? Und war da nicht noch etwas anderes in den Augen zu sehen oder in der Körperresonanz zu spüren? Wen habe ich übersehen? Bin ich allen gerecht geworden? War ich zu offen, habe ich zu viel von mir preisgegeben? Hatte ich eine zu lockere Zunge? Passte die Wortwahl? Bin ich meiner Rolle gerecht geworden? Und während die Gedanken so kreisen, verspannt sich andererseits mein Körper immer mehr. Die Anspannungen, die in der Situation vielleicht schon da waren, werden noch einmal intensiviert. Oder sogar, wenn ich mich in der Situation stimmig und gut gefühlt habe, kommen manchmal solche Gefühle im Nachhinein, die mich in Frage stellen. Das bemerke ich vor allem, wenn ich zur Ruhe komme, also in der Meditation oder wenn ich ins Bett gehe. Das Geratter im Kopf legt richtig los und der Körper spürt die Verausgabung durch die Anstrengung. Emotionaler Muskelkater.

Wenn es soweit gekommen ist, dann stecke ich schon mitten drin und kann den Schmerz oder die Überanstrengung nicht mehr rückgängig machen. Hilfreich kann dann sein, die Gefühle „zu Ende zu fühlen“. D.h. noch einmal innerlich in diese Situation zu gehen und die Anspannung zu fühlen, um sie dann bewusst zu lösen, indem ich dem Körper die Signale gebe: Jetzt bist Du sicher, es passiert Dir nichts, die Gefahr ist vorüber. Das kann ich auch damit unterstützen, dass ich Freiraum im Körper herstelle. Diese Focusing-Technik ist der erste Schritt im Focusing-Prozess. Ich suche eine Stelle in meinem Körper, an der ich mich wohlfühle, die sich gut anfühlt oder die von allen schmerzhaften Stellen am wenigsten schmerzhaft ist. Ich beschreibe diese Stelle und lasse sie größer werden, indem ich dorthin atme und das Wohlige und Angenehme sich ein wenig mehr im Körper ausbreiten lasse.

Eine andere Möglichkeit, den Muskelkater abzubauen, wäre das körperliche Schütteln. Wir kennen es aus der Tierwelt. Wenn ein Tier eine große Anspannung durchgemacht hat, einer lebensbedrohlichen Gefahr ausgesetzt war und sich dann wieder in Sicherheit befindet, reagiert der Körper mit einem Schüttern oder Zittern. Die große Anspannung entlädt sich in diesem Zittern, so dass wieder eine Entspannung und ein muskulärer Normalzustand eintreten kann. Es gibt die Technik des neurogenen Zitterns (TRE = Tension and Trauma release exercises), mit dem der Körper die angestaute Anspannung muskulär abbauen kann. So gelangt der Körper wieder in einen entspannten Zustand, der zu Wohlbefinden und Ruhe führt.

Mit diesen Übungen auf der körperlichen Ebene wird die Aufmerksamkeit auf das Körperempfinden im Hier und Jetzt gelenkt. Damit wird das Kreisen um das Vergangene gestoppt und die Gedanken kommen zur Ruhe. Langfristig kann es hilfreich sein, sich noch andere Techniken und Methoden anzueigenen, das Gedankenkreisen zu unterbrechen. Darüber hinaus halte ich es auch für sinnvoll, nicht nur Techniken anzuwenden, sondern mich intensiv mir selbst und den tieferen Ebenen meiner Wahrnehmung und Empfindung zuzuwenden. Für mich ist das ein Einüben in einen wohlwollenden und liebevollen Kontakt mit mir selbst. So trainiere ich meine emotionalen Muskeln und bekomme weniger emotionalen Muskelkater.

Foto by Dirk Henkel

Wolkenheimat

Ich möchte mich anlehnen
an das Leben
wie an eine Wolke

Ich möchte mich wiegen
im Wipfel eines Baumes
als Blattknospe,
die schon in sich die Ahnung trägt,
dass sie eines Tages
als Blatt auf die Erde schwebt

Ich möchte hören
die Stimmen der Vögel
am Morgen
und sie übersetzen
in die Sprache der Hoffnung

Ich möchte kosten
den Geschmack der Freiheit
auf meiner Zunge
ohne Risiko
mich daran zu verschlucken

Ich möchte nehmen
den Handschuh der Rastlosigkeit,
ihn nach innen stülpen
und die Spuren der Arbeit
achtsam erkunden
wie eine Handschrift,
die es zu entziffern gilt

Ich möchte geschlossen halten
die bleiernen Lider,
bis der Lufthauch
zart wie eine Feder
sie mitnimmt
an einen Ort der Ruhe

Ich möchte mich wärmen
an der Wohltat
als wäre sie allein durch Reibung
von Tun und Gnade entstanden

Ich möchte mich legen
in eine Hängematte aus Schutz
gespannt über dem Abgrund
der Verzweiflung

Ich möchte empfangen
das Herz
wie eine sich öffnende Tür
in den inneren Raum
im Innersten des Innersten

Ich möchte nachzeichnen
mit dem Finger der Achtsamkeit
die Furchen
im Gesicht der Geschichte

Ich möchte mich schmiegen
an die Dämmerung
und den langen Übergang des Lichts
streicheln,
bis das Samt der Nacht mich umfängt

Foto by C.Henkel

Fenster schließen

Manches entsteht spontan aus dem Moment heraus. So wie heute.

Ich höre viele Podcasts zu Themen oder auch Meditationen, die mir helfen, meine Wahrnehmung auf mich zu lenken und zur Ruhe zu kommen. Danach habe ich oft den Impuls, etwas zu schreiben, so dass ich mein Morgenseiten-Journal zur Hand nehme und alles schreibe, was mir gerade durch den Kopf geht.

In diesen Tagen merke ich, wie sehr mir Kontakt und Austausch fehlen. Ich bin ein extrovertierter Mensch und daher ist die Verbundenheit mit anderen für mich existentiell. Ich fühle mich innerlich ausgehungert ohne Verbindungen und Austausch, verliere sogar den Kontakt zu mir selbst oder zumindest entsteht so ein inneres Weggleiten, was es mir erschwert, mit meinen eigenen Kraftquellen in Kontakt zu sein.

Als ich das merkte, habe ich beschlossen, dass ich vielleicht einfach anfangen könnte, auszusprechen, was ich gerade im Kopf habe. Um dabei die Wirkung zu erzielen, ein Gegenüber zu haben, habe ich einfach meine Diktier-App geöffnet und angefangen zu sprechen und mir ein „Du“ kreiert. Und siehe da, was dabei entstanden ist!

Vielleicht magst Du mal in meinen ersten Spontan-Podcast hineinhören! In der Audiodatei erfährst Du, was es mit der Überschrift „Fenster schließen“ auf sich hat. Ich freue mich über Rückmeldung dazu und würde gerne hören, welche Erfahrung Du mit der Übung gemacht hast.

Foto by C.Henkel

Freiraumplaner*in (m/w/d) gesucht

Wie wäre es, eine Freiraumplanerin für das eigene Leben einzustellen?
Suche

Ihre Aufgabenschwerpunkte:

  • Täglich den Weg zum inneren Erleben freiräumen
  • Innovative Konzepte zur langfristigen Neugestaltung des Lebensraumes entwickeln, realisieren und nachhaltig etablieren
  • Kooperation und enge Zusammenarbeit mit dem Gesamtkörper

Qualifikationen und Anforderungen:

  • Dabeibleiben und Atmen als Basisqualifikation
  • Erlebensbezogene Ausbildung im Freiräumen
  • Langjährige Erfahrung mit Widerstand
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Wir bieten einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz, an dem Sie genug Freiraum haben, um Ihre Stärken auszuleben. Für die persönliche Weiterentwicklung ist genug Raum vorhanden. Wir helfen gerne bei der Wohnraumsuche.

Bewerbungen sofort möglich direkt an das Selbst.

Photo by Julia Joppien on Unsplash

Zögern

Aufhören zu suchen ohne zu finden.
Nicht länger zögern ohne loszugehen.
Es gibt kein Verharren
Es gibt keinen Stillstand
Es gibt keine Stabilität
Aber es gibt Schutz
Mein Inneres ist geschützt
Ich vertraue mir
Ich höre auf, mir zu misstrauen
Niemand greift mich an.
Ich bin frei
Maximal frei
Und doch begrenze ich mich
Meine Angst begrenzt mich

In der Welt habt Ihr Angst,
aber siehe, ich habe die Welt überwunden.

Die Welt ist überwunden
Die Angst ist noch da
Wie kann ich die Angst überwinden?
Die Frage nach dem Zögern
Wie kann es für meine Reise nützlich sein?
Was lässt mich zögern?

Zögern… noch nicht
Was ist das Zögern?
Zögern als Raum für neue Möglichkeiten
Im Zögern bleiben und den Raum öffnen
Das Zögern öffnet einen Raum
Wie ist es in diesem Raum zu sein?
Welche Begrenzungen erlebe ich in dem Raum?
Eröffnen die Begrenzungen etwas?
Oder engen sie ein?
Welche neuen Wege werden durch die Begrenzung sichtbar?
Wage ich mich in den offenen Möglichkeitsraum?

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Schwelle

Es geht da weiter, wo es leicht ist.

Diesem Satz zu vertrauen, ist gar nicht so leicht für mich. Vielleicht habe ich viel zu oft erlebt, dass etwas erkämpft werden muss, dass hartnäckiges Insistieren zum Ziel führt. Manchmal löst genau das auf der anderen Seite Widerstand aus. Mir fällt es schwer, zu akzeptieren, dass Türen sich schließen oder sich eben nicht öffnen. Ich rüttle daran, klopfe, zerre, stampfe… – und auf der anderen Seite bleibt es stumm. Gestoppte Prozesse.

Und dann zu erleben, dass daneben – oder ganz woanders – eine geöffnete Tür ist, eine einladende Geste, ein Willkommen-Heißen – das ist überraschend! Jetzt ist es an mir, Ja zu sagen, die Schwelle zu überschreiten, dem Willkommen Glauben zu schenken. Dem zu widerstehen, misstrauisch zu sein und zu zweifeln, ob sich hinter der Tür doch ein Hindernis oder eine Falle versteckt.

Erwartungen loslassen. Auf Neues warten. Durchschreiten. Über die Schwelle gehen. Neuland betreten. Mich überraschen lassen. Mich öffnen.

Photo by Trude Jonsson Stangel on Unsplash

Zerrissen – verbunden

Heute wird es politisch. Oder gesellschaftskritisch. Oder glaubensweit. Bei welchem Begriff bleibst du hängen und horchst auf? Oder umgekehrt: Liest du nicht weiter, weil das nicht hierher gehört? Oder weil dein Bild von meiner Meinung dazu schon feststeht?

Ich fühle mich zerrissen. Die Zeit der Eindeutigkeiten ist vorbei. Schwarz und weiß sind nur die Extreme einer breiten Farbskala des grau. Und das ist nicht verkehrt, denn es bildet die Realität ab. Gleichzeitig verunsichert es, macht vieles un-be-greifbar, nimmt mir den festen Boden unter den Füßen, auf dem ich lange vermeintlich sicher stand. Wie geht es dir: Bist du gerne in Bewegung? Magst du Veränderungen? Ich für mich würde sagen: Ja und Nein – und schon wird es uneindeutig! Ich bin ein neugieriger Mensch, mich interessieren viele Themen, ich höre viele Podcasts, lese Bücher, rede mit Menschen, besuche Tagungen und Kongresse, Workshops und World Cafés usw. Ich bin innerlich unterwegs, stelle mich in Frage, suche nach neuen Wegen und Ideen. Gleichzeitig suche ich nach Halt, nach einem geschützten Raum, nach Sicherheit und Beständigkeit. Es wäre eine Katastrophe für mich, wenn ich von heut auf morgen meine Wohnung verlieren würde (wie es vielen Hunderttausenden von Menschen gerade passiert!). Hier erlebe ich Stabilität, verlässliche Beziehungen, wiederkehrende Rituale, eine gleichbleibende Ordnung in den Schränken (auch wenn es nicht so aussieht :-), hier habe ich meine Sachen, meinen Raum. Vielleicht brauche ich diesen äußeren Raum gerade, weil es in meinem Inneren manchmal zu viel Bewegung, zu viel Eruption und Unsicherheit gibt. Was gibt dir Halt? Wo erlebst du Verlässlichkeit? Was darf nicht wegbrechen, damit du stabil bleibst?

Nun ist viel weggebrochen in den letzten 2 Jahren. Das Ausmaß der inneren Instabilität ist meines Erachtens noch überhaupt nicht sichtbar oder greifbar. Wir mussten uns gesamtgesellschaftlich und vielleicht zum ersten Mal auch global (wobei das auf die Klimakrise auch zutrifft, aber da treffen die Einschränkungen und gesundheitlichen Folgen – noch – nicht jeden einzelnen, jede einzelne) mit einer Krise auseinandersetzen, die so vieles zum Teil von heute auf Morgen erschüttert und verändert hat. Wir mussten zunächst verstehen: Worum geht es eigentlich? Woher hole ich mir Informationen? Welchen Nachrichten, Medien, Quellen kann ich überhaupt trauen? Wie sehr muss ich mich inhaltlich in Virologie, Medizin, Politik einarbeiten, um mir überhaupt eine Meinung bilden zu können? Ich für meinen Teil merke: Dieser Prozess ist bei mir bis heute nicht abgeschlossen. Wie groß ist da der Wunsch nach Klarheit, Eindeutigkeit: Nun sagt doch endlich, was es bedeutet und was wir machen sollen! Und andere wehren sich genau dagegen: Jetzt sagen mir auch noch andere, was ich machen soll!

Mittlerweile reklamiert jeder und jede für sich die persönliche Freiheit der Meinungsäußerung. Ist das richtig? Auch hier gilt wieder: Ja und Nein. Es ist gut, wenn ich mich auf das verlassen kann, was andere recherchieren, analysieren und verstehbar kommunizieren, worin ich keine Expertin bin. Und gleichzeitig lasse ich mir das ungern als Eindeutigkeit verkaufen, möchte mir selbst eine Meinung bilden, überprüfe, was es für meine persönliche Situation bedeutet, was „von oben“ entschieden wurde. Es ist je nach eigener Prägung und Persönlichkeit ein Reflex zu spüren: Ich komme zu kurz! Ich werde übersehen! Niemand fragt nach mir! Dahinter stecken vermutlich viel ältere Erfahrungen und Ängste, die durch die äußere Verunsicherung massiv geschürt werden und mich aus der Bahn werfen. Das in mir anzuschauen ist sehr anstrengend, kostet Kraft und braucht wiederum geschützte und verlässliche Räume. Und genau die sind gerade äußerlich weggebrochen… Ein Teufelskreis.

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