Schreibwerkstatt bei Susanne Niemeyer auf dem Kirchentag in Dortmund: Vom Wagen und Wundern. „Trau Dich!“ – ist das durchgehende Thema. Erst trauen wir jemand anderem etwas zu. Dann trauen wir Gott was zu… Aber lest selbst:
Ja, da sind sie nun, all diese vielen Menschen! Jeden Tag kommen neue hinzu, andere kehren zu mir zurück. Ich sehe sie alle, sehe und erlebe, was sie sehen und erleben. Sie geben mir ihre Augen und Ohren, ihre Sinne, Hände und Füße auf dieser Erde. Keine Manipulation meinerseits, das sei ferne! Doch ein Fünkchen von mir ist in jedem. Oft bin ich überrascht, was sie von mir denken, dass sie manchmal besser meinen zu wissen, was ich will – das nennen sie dann Gottes Wille. Sie sammeln sich in verschiedenen Häusern mit verschiedenen Symbolen und Handlungen – ich weiß auch nicht, wer sich das alles ausgedacht hat!
Eines Tages hatte ich die Idee, was wohl geschehen würde, wenn es all diese Theologien, Gebäude, Schriften und Symbole nicht mehr gäbe. Ohne Zerstörung und Gewalt, sondern einfach so würde all das verschwinden. Von einem Tag auf den anderen gäbe es keine sakralen Häuser, keine Bibeln und anderen Heiligen Bücher mehr. Was würde passieren? Würden die Menschen merken, dass ich immer noch da bin? Würden sie mich suchen? Wie würden sie mit mir Kontakt aufnehmen? Würden sie mich wahrnehmen, in sich und im anderen? Welche neuen Worte und Beschreibungen würden sie finden? Ich bin so neugierig, was geschehen wird!
Heute fängt dieser Tag an.
Ein Fünkchen von mir ist in allen
Mir ihre Augen und Ohren leihen
Ich bin neugierig, was geschieht
Ein Fünkchen von mir ist in allen
Was merken sie
Wenn es heute anfängt
Ein Fünkchen von mir ist in allen
Ich bin neugierig, was geschieht.