Wolkenheimat

Ich möchte mich anlehnen
an das Leben
wie an eine Wolke

Ich möchte mich wiegen
im Wipfel eines Baumes
als Blattknospe,
die schon in sich die Ahnung trägt,
dass sie eines Tages
als Blatt auf die Erde schwebt

Ich möchte hören
die Stimmen der Vögel
am Morgen
und sie übersetzen
in die Sprache der Hoffnung

Ich möchte kosten
den Geschmack der Freiheit
auf meiner Zunge
ohne Risiko
mich daran zu verschlucken

Ich möchte nehmen
den Handschuh der Rastlosigkeit,
ihn nach innen stülpen
und die Spuren der Arbeit
achtsam erkunden
wie eine Handschrift,
die es zu entziffern gilt

Ich möchte geschlossen halten
die bleiernen Lider,
bis der Lufthauch
zart wie eine Feder
sie mitnimmt
an einen Ort der Ruhe

Ich möchte mich wärmen
an der Wohltat
als wäre sie allein durch Reibung
von Tun und Gnade entstanden

Ich möchte mich legen
in eine Hängematte aus Schutz
gespannt über dem Abgrund
der Verzweiflung

Ich möchte empfangen
das Herz
wie eine sich öffnende Tür
in den inneren Raum
im Innersten des Innersten

Ich möchte nachzeichnen
mit dem Finger der Achtsamkeit
die Furchen
im Gesicht der Geschichte

Ich möchte mich schmiegen
an die Dämmerung
und den langen Übergang des Lichts
streicheln,
bis das Samt der Nacht mich umfängt

Foto by C.Henkel

MUT

Wortwolke mit Mut-Worten

Es ist Zeit. Ich spüre es schon länger. Es ist Zeit, das Wort zu ergreifen. Doch wo? Wie? Und warum ich? Es ist doch nicht so wichtig. Es ist nicht fundiert genug. Es ist doch nur meine Meinung. Meine Erfahrung. Meine Perspektive. Wen soll das schon interessieren. Es gibt doch so viele Stimmen in diesen Zeiten. In den Weiten des Internets. Und doch hat es mich nicht losgelassen. Wage ich den Auftakt?

Mut. Warum brauche ich überhaupt Mut? Was hält mich ab? Welche Stimmen in mir werden laut, sobald ich daran denke, wagemutig zu sein? Oder sind es auch Stimmen von außen, die mir Angst machen? Angst als Gegenteil von Mut. Die Gegnerin des Mutes. Gibt es dafür ein Anti-Mut-Wort? Ja: Kleinmut. Wenn ich mich klein fühle, fehlt der Mut. Wenn ich mich klein mache, werde ich mutlos. Und da gibt es die Schwester: Den Großmut. Offenherzig geben. Freimütig teilen. Ich bin keine Heldin, denn todesmutig bin ich nicht und opfermutig auch nur bedingt. Oft mache ich es mir eher schwer, verliere den Leichtmut, packt mich die Schwermut, zieht es mich in die Tiefe – mutlos. Ein Teil von mir kennt den Geschmack von Sanftmut, eine Stärke, die nicht die üblichen Heldenallüren benötigt, nicht blendet und blufft. Das Wort ergreifen. Mit Freimut und Demut.

So habe ich alles beisammen: In den Mut-Wörtern steckt die ganze Palette der Gefühle und Zustände, die mich dabei begleiten, jetzt loszulegen.

Der Anfang ist gemacht. Eine neue Reihe auf meinem Blog. Mutworte.

Photo by Sammie Chaffin on Unsplash

Chronik einer Kontakt-Isolation/Improvisation

Woche 1

1. Tag
Alle Termine werden abgesagt. Kein Sportkurs, kein Qigong, keine Gottesdienste mehr. Ich schmiede Pläne, was ich alles in der Zeit zu Hause machen könnte, schreiben z.B. Was will ich „draußen“ noch erledigen, bevor die Ausgangssperre kommt? Sie schwebt schon über uns. Ich fahre noch einmal zur Uni-Biliothek und fülle den Vorrat an Fachliteratur auf. Ich gehe einkaufen und ertappe mich dabei, mehr zu kaufen, als wir unmittelbar benötigen. Aha. Soso. Kein Klopapier da.
Gestern war ich noch in Würzburg beim Focusing. Heute hänge ich vor den Nachrichtensendungen, um zu realisieren, was da passiert.
Ich notiere für die Blog-Überschriftensammlung: Herzensweite und Mitmensch.

2. Tag
Frühlingswetter. Der Tag verliert an Struktur. Unerwartet kommt das CoWorking zu mir nach Hause. Kein Rückzugsort mehr zum Meditieren. Ich mache Pläne. Und halte sie nicht ein. Werden wir digital lehren müssen? Was heißt das? Erste Recherche. Ich nehme Kontakt mit den Kollegen auf. Womit vergeht der Tag?

3. Tag
Markteinkauf. Die Leute sitzen im Sonnenschein auf Bierbänken. Bitte? Mir wird es mulmig. Dichtes Gedränge wie immer. Immer noch kein Klopapier.
Wir üben uns im Homeoffice. Ich bin schon Zoom-Fachfrau und zeige es meiner Familie. Ich besorge Second Hand ein drittes Laptopkissen, so können wir alle auf dem Sofa arbeiten. Ach was, an arbeiten ist nicht zu denken. Wo sind meine Gedanken?
Ich braue uns einen Vitaminshot aus Ingwer, Kurkuma, Sanddorn- und Zitronensaft  (danke an Andrea). Viren, Ihr kommt nicht gegen unsere Abwehr an!

4. Tag
Wir treffen uns zu digitalen Morgen-Meditationen in der virtuellen Hoffnungskirche. Das ist ein guter Start in meinen Tag. Die Aktivitäten verlagere ich aufs Aufräumen, Werkeln, Kochen. Telefonieren.

5. Tag
Ich bekomme innerhalb von 2 Tagen fünf Newsletter zur aktuellen Lage. Panik! Sollte ich jetzt auch einen Newsletter schreiben? Ja, es wäre doch toll, jetzt Schreibideen in die Welt zu schicken, Blogparaden zu veranstalten, die virtuelle Welt schreibend zu besetzen. Stattdessen: Rückzug. Ich mache To-Do-Listen ohne etwas zu tun. Telefoniere.
Kaum Struktur. Kraftlos. Nur das Kochen wird regelmäßiger. Grundbedürfnisse versorgen. Die Regale im Supermarkt werden immer leerer. Wird es Engpässe geben?
Ich bin dankbar: Für die Grundversorung in unserem Land: Wasser, Heizung, Müllabfuhr, Lebensmittel. Und besondern das Gesundheitswesen.
Homeoffice – Titel eines Blogpost.

6. Tag
Ab heute keine Pläne mehr. Könnte auch im Bett liegen bleiben. Mein Mann und das schöne Wetter locken mich raus. Draußen fühlt sich alles so unwirklich normal an. Es täuscht. Ich beginne neue Routinen zu entwickeln. Jetzt ist doch eine gute Zeit, mal etwas Ungewöhnliches auszuprobieren. Haare mit Haarseife waschen z.B.
Ungewöhnliche neue Routinen: Nachrichten gucken. Jeden Tag Kochen. Zentangles malen.

7. Tag
Predigt gibt es Online. Genauso wie Predigtnachgespräch. Überhaupt findet jetzt alles Online statt: Kolleginnengespräche, Treffen mit meinen Studienkolleg:innen. Ich gebe ein kleines Klavierkonzert mit offenem Fenster – auf die Straße und in die virtuelle Welt.

Woche 2

8. Tag
Keine Pläne mehr. Außer die alltägliche Versorgung. Heute ergattere ich Klopapier! Irgendwie erleichtert. Das Homeoffice braucht mehr Struktur. Wir suchen einen gemeinsamen Rhythmus für die Mahlzeiten.
Ich beschäftige mich intensiver mit digitaler Lehre. Am besten ich probiere es gleich selbst aus. Dabei kommt ein „Screencast“ für meine Kollegen heraus zu didaktischen Fragen digitaler Lehre.

9. Tag
Heute verbringe ich den größten Teil des Tages in Zoom-Treffen. Von der Morgen- bis zur Abendandacht und dazwischen noch 3 weitere Treffen.
Der Tag bekommt mehr Struktur: Frühstück, Qigong, Morgenandacht. Nachmittags fahre ich sogar Fahrrad.
Blogparadenidee: Eine Zukunftsvision à la Horx schreiben. Mutopia: Blick zurück.

10. Tag
Ich versuche heute ein Tagesprotokoll anzufertigen. Es lässt sich nicht rekonstruieren, womit der Tag vergeht. Einkauf. Telefonieren. Mails. Aufräumen. Rechnerprobleme beheben. Klavier spielen. Die Zeit verrinnt im Nichts.

11. Tag
Fühle mich wieder arbeitsfähig. Was mir dazu hilft: Kontakt, Kommunikation, Bewegung! Die Meldungen ändern sich nicht mehr täglich. Routinen stellen sich ein.
Ich kann besser einordnen, was passiert: Die Unruhe, die Ungewissheit wirken in meinem Körper. Es geht laufend Energie verloren wie beim Trauern.

12. Tag
Das war ein guter Tag mit Kontakt, neuen Ideen, Kreativität. Ich bete ein Körpergebet und stelle es anderen zur Verfügung. Teilen macht mich reicher.

13. Tag
Ich komme mit den Wochen und Wochentagen durcheinander. Ach, Montag beginnt noch nicht die Kar-Woche? Ich bin müde.

14. Tag
Zuhausegottesdienst mit Liturgie und Online-Predigt. Immerhin singen wir zu zweit am Klavier.
Nachmittags treffen wir uns als Familie! Wir sehen uns alte Familien-Dias an und mein Vater erzählt Geschichten aus unserer Kindheit. Tröstlich und belebend. Wenn auch nur digital.

Woche 3

15. Tag
Diese Woche gestalte ich die Morgenmeditation: Der Raum in mir. Es gibt mir eine Struktur und Kraft, etwas zu teilen.
Sommerzeit ist wie immer nichts für mich.
Es wird kritisch. Ich sehne mich nach Kontakt! Ich brauche menschliche Begegnung und zwar live mit Fleisch und Blut, Körper in einem Raum. Gespräche im Café, Treffen mit meiner Focusing-Partnerin, mein Hauskreis live auf unserem Sofa, Menschen neben mir im Gottesdienst. Ich möchte wieder mit anderen tanzen, gemeinsam singen, Bewegung und Gewusel, Berührung und Umarmungen.
Gestern packte mich die Angst, sie hielt mich fest und wach. Was ist, wenn Corona Indien erreicht? Oder Syrien? Die Flüchtlingslager auf Lesbos oder in der Türkei? Wenn es nach Afrika rüberschwappt? Und das wird passieren. Das wird alles passieren. Das wird ein Massensterben von nie dagewesenem Ausmaß. Die Menschheit wird dezimiert werden. Die Schere zwischen arm und reich wird so massiv auseinandergehen. Die Länder werden es nicht schaffen, leiden an mangelnder Hygiene und ohne stabiles Gesundheitssystem. Wie wird Familie Mensch dann zusammenhalten? Wie können die reichen Länder, die die Krise hinter sich haben, alle Mittel dafür aktivieren, die Welt zu retten, Aufbau in betroffenen Staaten leisten, Rettungsschirme für die Ärmsten aufspannen? Mal alle Wirtschaftskraft statt in die Börse in die Ernährung und Versorgung von Menschen investieren? Wird es nach unser überstandenen Krise egal sein, wie es der Welt geht? Werden wir weggucken und sagen, die müssen allein klarkommen? Wer entscheidet über Leben und Tod?

16. Tag
In diesen Tagen werden die „Helden des Alltags“ gewürdigt: der Informatiker, der sich spontan als Erntehelfer einsetzt. Die Lehrerin, die ihre Schüler:innen online mit Aufgaben versorgt und sich sorgt um die, die zu Hause nicht unterstützt werden. Die Pfarrerin, die Online-Gottesdienste aufnimmt und zum Telefonhörer greift.
Was ist mit den unsichtbaren Held:innen, die gerade alle Kraft für sich selbst brauchen, die versuchen sich zu stabilisieren, die nicht verdrängen, wie es ihnen geht, nicht darüber weggehen, sondern sich den Gefühlen in sich stellen und im besten Fall dann gut mit sich sind. Auch wenn das heißt: Zuhause und allein bleiben. Wer sieht jetzt all die Kinder, denen es zu Hause nicht gut geht, die geschlagen und misshandelt werden? Wer sieht die psychisch Belasteten, die kein Therapiegespräch wahrnehmen können, die tiefer und tiefer in ihren Abgrund sehen?
Wer brauche heute meine Aufmerksamkeit?

17. TagZentangle by CHenkel
Morgendmeditation. Arbeit, Unruhe. Klavierspielen. Malen.

18. Tag
Morgendmeditation.
Erste lange Teamsitzung online.

19. Tag
Ich lerne viel in dieser Zeit. Manches unfreiwillig und notgedrungen. Anderes bewusst und zielgerichtet. Online lehren – dabei geht für mich vieles verloren von meinen Stärken, von meiner didaktischen Expertise und Kompetenz. Ich will nicht gegen diesen Widerwillen ankämpfen. Ihn nutzen scheint aber auch (noch?) nicht möglich. Mein Ehrgeiz ist geweckt, so viel wie möglich „rüberzuretten“. Das kostet Zeit und Engerie.
Kontakt muss bewusst hergestellt werden. Telefon, Briefe, E-Mails, Video-Konferenzen. Wen möchte ich treffen? Wen sprechen? Wem schreibe ich? Wer schreibt mir?

20. Tag
Ein Samstag, der vergeht. Wie werde ich die Unruhe los? Gartenarbeit. Klavierspielen. Kochen.

21. Tag
Hausgottesdienst mit Singen, Liturgie und Online-Predigt. In mir wehrt sich etwas, das normal zu finden. Nachmittags Ostervorbereitungen. Wenigstens dafür bin ich in der Kirche.

Woche 4

„Chronik einer Kontakt-Isolation/Improvisation“ weiterlesen

Teebeutelweisheiten

Nichts ist wie Du,
nichts war wie Du,
nichts wird je wie Du sein.

Während einer meiner Workshops der letzten Wochen mache ich mir eine Tasse Tee und finde diese Teebeutelweisheit. Sie spricht mitten hinein in mein Leben, über das ich gerade wieder viel nachdenke: Wohin geht die Reise? Was lasse ich hinter mir? Wie wird das Neue sein? Was nehme ich mit?

Und dann die überraschende Antwort: ich selbst. Nichts ist wie ich. Ich nehme mich mit. Mit allem, was zu mir gehört. Während ich immer wieder darüber nachdenke, wo mein Platz ist, entdecke ich ebenfalls überraschend: Hier. Mein Blog ist einer meiner Plätze, an denen ich ich sein kann. Natürlich nie mit allem, was mich ausmacht, das ließe sich auch nicht auf einer digitalen Schreibplattform ausdrücken! Dieses Schreiben bringt mich in Kontakt mit mir, ich gehe der Spur nach zu meinem Inneren, zum Lebendigen.

„Teebeutelweisheiten“ weiterlesen

Genug.

Nun habe ich mein Studium in Biografischem und Kreativem Schreiben (fast) abgeschlossen. Etwas wehmütig lese ich mir einige der entstandenen Texte durch und staune mal wieder über die Fülle und Tiefe, die ich dabei entdecke. Diesen Text aus dem 1. Semester möchte ich teilen, weil er heute neu gilt.

Genug ist genug.
Ich tu mir das nicht an.
Ich tu mir das nicht an,
genug ist genug.

Allein der Name ist
wie eine Lebensbotschaft für mich.
Diese Luft, diese Weite.
Botschaft fürs Leben.
Lebensbotschaft.

Ich bete, solange bis ich mich wieder
in dieser Welt aufgehoben fühle.
Ich streife das Gefühl von Verlassensein ab,
wie den Regenfilm nach einem intensiven Schauer.
Die Sonne in meinem Haar.
Diese Luft, diese Weite.

Nach einer langen Irrfahrt
komme ich endlich an.
Zuhause in mir.
In mir diese Luft, diese Weite.
Meine Lebensbotschaft.
Zuhause.

Genug.

 

 

Foto: Dirk Henkel

Was Gott sich traut

Schreibwerkstatt bei Susanne Niemeyer auf dem Kirchentag in Dortmund: Vom Wagen und Wundern. „Trau Dich!“ – ist das durchgehende Thema. Erst trauen wir jemand anderem etwas zu. Dann trauen wir Gott was zu… Aber lest selbst:

Ja, da sind sie nun, all diese vielen Menschen! Jeden Tag kommen neue hinzu, andere kehren zu mir zurück. Ich sehe sie alle, sehe und erlebe, was sie sehen und erleben. Sie geben mir ihre Augen und Ohren, ihre Sinne, Hände und Füße auf dieser Erde. Keine Manipulation meinerseits, das sei ferne! Doch ein Fünkchen von mir ist in jedem. Oft bin ich überrascht, was sie von mir denken, dass sie manchmal besser meinen zu wissen, was ich will – das nennen sie dann Gottes Wille. Sie sammeln sich in verschiedenen Häusern mit verschiedenen Symbolen und Handlungen – ich weiß auch nicht, wer sich das alles ausgedacht hat!

Eines Tages hatte ich die Idee, was wohl geschehen würde, wenn es all diese Theologien, Gebäude, Schriften und Symbole nicht mehr gäbe. Ohne Zerstörung und Gewalt, sondern einfach so würde all das verschwinden. Von einem Tag auf den anderen gäbe es keine sakralen Häuser, keine Bibeln und anderen Heiligen Bücher mehr. Was würde passieren? Würden die Menschen merken, dass ich immer noch da bin? Würden sie mich suchen? Wie würden sie mit mir Kontakt aufnehmen? Würden sie mich wahrnehmen, in sich und im anderen? Welche neuen Worte und Beschreibungen würden sie finden? Ich bin so neugierig, was geschehen wird!

Heute fängt dieser Tag an.

Ein Fünkchen von mir ist in allen
Mir ihre Augen und Ohren leihen
Ich bin neugierig, was geschieht
Ein Fünkchen von mir ist in allen
Was merken sie
Wenn es heute anfängt
Ein Fünkchen von mir ist in allen
Ich bin neugierig, was geschieht.

 

Photo by SpaceX on Unsplash

Es reicht

Es reicht.
Einfach da zu sein.
Für mich.
Mit mir.
In Verbindung zu mir.
Im Kontakt mit mir.
Mich spüren.
Verweilen.

Wie schnell verliere ich
den Kontakt zu mir
Ansprüche von innen
und außen
Anforderungen, die ich erfüllen will
Druck, etwas erreichen zu müssen
Anstrengung
Verlust
Schmerz
Trauer
Loslassen
Lassen
immer wieder

Spüren:
Ich bin da.
Das reicht.
Ich bin glücklich
denn ich bin da.
Es reicht.

 

 

Foto: (c) Dirk Henkel at tropsdem

Hannas Hymne

Der Grundton meines Lebens wird von Dir,
mein Gott, angeschlagen.
Im Rhythmus aus Werden und Vergehen
entfaltet sich der Klang.

Umgeben von Dissonanzen und Misstönen
versuche ich den hellen Ton der Hoffnung herauszuhören.
Doch Lärm und Streit verstopfen meine Ohren.
Wie klingt Dein Lied, mein Gott?

Je tiefer ich in mich hinabsteige,
in die Abgründe meiner Seele,
desto näher komme ich
dem wahren Klang meines Lebens.
Räume ich all den überflüssigen Ballast und
das hohle Getöne in mir zur Seite,
ist da Raum zum Atmen.

So spüre ich mitten im Trubel des Alltags
Lebendigkeit. Auferstehung. Erlösung.

Auferstanden aus dem Staub – bin ich.
Gegründet auf den Säulen der Erde – lebe ich.
Der Grundton meines Lebens wird niemals verklingen.

nach 1. Samuel 2, 6-8
erschienen in: Osterleute – unterwegs von Ostern bis Pfingsten/BEFG