Wolkenheimat

Ich möchte mich anlehnen
an das Leben
wie an eine Wolke

Ich möchte mich wiegen
im Wipfel eines Baumes
als Blattknospe,
die schon in sich die Ahnung trägt,
dass sie eines Tages
als Blatt auf die Erde schwebt

Ich möchte hören
die Stimmen der Vögel
am Morgen
und sie übersetzen
in die Sprache der Hoffnung

Ich möchte kosten
den Geschmack der Freiheit
auf meiner Zunge
ohne Risiko
mich daran zu verschlucken

Ich möchte nehmen
den Handschuh der Rastlosigkeit,
ihn nach innen stülpen
und die Spuren der Arbeit
achtsam erkunden
wie eine Handschrift,
die es zu entziffern gilt

Ich möchte geschlossen halten
die bleiernen Lider,
bis der Lufthauch
zart wie eine Feder
sie mitnimmt
an einen Ort der Ruhe

Ich möchte mich wärmen
an der Wohltat
als wäre sie allein durch Reibung
von Tun und Gnade entstanden

Ich möchte mich legen
in eine Hängematte aus Schutz
gespannt über dem Abgrund
der Verzweiflung

Ich möchte empfangen
das Herz
wie eine sich öffnende Tür
in den inneren Raum
im Innersten des Innersten

Ich möchte nachzeichnen
mit dem Finger der Achtsamkeit
die Furchen
im Gesicht der Geschichte

Ich möchte mich schmiegen
an die Dämmerung
und den langen Übergang des Lichts
streicheln,
bis das Samt der Nacht mich umfängt

Foto by C.Henkel

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