Was? Das meinst Du doch nicht ernst oder? Doch.
Zur Zeit schreibe ich ganz viel. Und erarbeite neue Konzepte, leite Workshops. Also hat mein Innerer Kritiker Hochkonjunktur, ist immer im Einsatz, zeigt viel Ausdauer. Das merke ich daran, dass mein Wortgebrauch von „müssen“ und „sollen“ voll ist. Und dass ich diese Stimme höre, die sagt: „Das schaffst Du sowieso nicht.“ Oder: „Das kannst Du doch nicht einfach machen.“
Ganz oft höre ich den Hinweis, dass der Innere Kritiker in die Pause geschickt wird, vor der Tür bleiben soll oder noch radikaler in die Verbannung geschickt werden soll. Das Konzept der inneren Teilpersonen (s. Hinweise unten) lehrt mich, den Inneren Kritiker als einen Teil von mir zu sehen. Im Focusing lasse ich alles zu, was da ist und sich zeigt. Also auch die kritischen Anteile in mir. Es nützt nichts, diesen Teil zu verbannen, wegzuschicken, außen vor zu lassen. Alles Verdrängte und Abgelehnte zeigt sich um so heftiger und sucht sich subtilere Schleichwege, um das Denken, Fühlen und Handeln zu durchkreuzen. Wie wäre es, mich dem Kritiker zuzuwenden, zu hören, wie es ihm geht? Das setzt voraus, dass ich nicht mit ihm identifiziert bin. Sondern, dass ich zunächst einen FreiRaum in mir schaffe, in dem ich sein kann. Von dort aus kann ich auf die verschiedenen Teile in mir schauen und mich ihnen zuwenden – oder auch Abstand nehmen, wenn sie mich ganz überwältigen wollen. Von dieser Instanz aus kann ich Kontakt aufnehmen. Von dort aus habe ich kürzlich in einem Focusing einen Teil in mir als „Moderatorin“ oder „Mediatorin“ zwischen den Teilen in mir kennengelernt. Als ich neulich in einer Workshopvorbereitung wieder mal mit viel „muss“ und vernichtenden Sätzen konfrontiert war, schrieb ich folgenden Dialog:
„Willkommen, innerer Kritiker!“ weiterlesen →