Edelsteine

In der Höhle sein.
Auf den Grund des Höhlensees schauen.
Es glitzert von Edelsteinen.
Sie liegen verborgen auf dem Grund des Sees.
Sie glitzern.
Reich und erfüllt.
Wertvoll.

Woher kommt das Licht?
Ich blicke nach oben.
Eine große Öffnung in der Höhlendecke
wird sichtbar.
Licht flutet die Höhle.
Ich stelle mich in
das göttliche Licht der Erkenntnis.
Es durchstömt mich
fließt durch mich hindurch
bis auf den Grund meiner Seele.

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Es reicht

Es reicht.
Einfach da zu sein.
Für mich.
Mit mir.
In Verbindung zu mir.
Im Kontakt mit mir.
Mich spüren.
Verweilen.

Wie schnell verliere ich
den Kontakt zu mir
Ansprüche von innen
und außen
Anforderungen, die ich erfüllen will
Druck, etwas erreichen zu müssen
Anstrengung
Verlust
Schmerz
Trauer
Loslassen
Lassen
immer wieder

Spüren:
Ich bin da.
Das reicht.
Ich bin glücklich
denn ich bin da.
Es reicht.

 

 

Foto: (c) Dirk Henkel at tropsdem

Stimmig

Bin ich hier richtig?

Ein Blick von der Türschwelle in den Raum löst die Frage in mir aus. Und sofort ist da ein Gefühl, eine körperliche Resonanz zur Situation: Was erwartet mich hier (in diesem Workshop, in dieser Beratung, in diesem Training, der Lehre, dem Kurs)? Wer bin ich hier – im Verhältnis zu den Menschen, der Aufgabe, dem Geschehen, dem Raum, dem Kontext – alles zusammen wirkt auf mich. Das Empfinden kann ich nicht vorweg nehmen, es entsteht in der Situation. Was ich beeinflussen kann, ist meine Reaktion: Was mache ich mit dieser Empfindung? Wie gehe ich damit um? Wie deute ich sie?

Der erste Schritt ist es, das Empfinden überhaupt wahrzunehmen. Oft bin ich in Situationen hineingegangen und habe mich im Nachhinein gefragt, was da los war oder auch warum alles so rund lief. Welchen Einfluss habe ich darauf? Zuallererst bin ich mit mir selbst in Kontakt und übe immer mehr, gut zu mir zu sein. Z.B. indem ich mir sage: Dies ist ein neuer Kontext, du darfst aufgeregt sein. Oder: Ich bin gut vorbereitet, was jetzt passiert, liegt nicht allein an mir und in meiner Hand. Loslassen und mich aufmerksam der Situation überlassen ohne mich auszuliefern. Die unmittelbaren Empfindungen und körperlichen Reaktionen kann ich nicht steuern, ich kann lernen, sie wahrzunehmen und ihnen freundlich und achtsam zu begegnen. Ja, mehr noch: Ich kann ihnen vertrauen, sie täuschen mich selten. Ich kann hinspüren und fragen, was sich da in mir zeigt. Manchmal sind es körperliche Symptome wie ein Räuspern, Herzklopfen, ein mulmiges Gefühl im Bauch. Vielleicht interpretiere ich das bereits als Aufregung oder Angst. Hier möchte ich lernen, einen Schritt zurückzutreten und meine ersten Deutungen beiseite zu legen und ganz ahnungslos und unvoreingenommen zu sein. Und mich dann im Kontakt mit mir überraschen lassen: Ah, da ist auch so etwas wie Vorfreude oder da ist noch ein Teil, der die Angst wahrnehmen und beschützen kann. All dies hilft mir in eine Stimmigkeit zu kommen.

Wie bin ich gestimmt? Wie ist die Stimmung in mir? Wie klingen die verschiedenen Stimmen/ Stimmungen miteinander? Das sind ganz typische Fragen im Focusing-Prozess. Es ist nicht immer harmonisch in mir, „es“ möchte gehört werden, das macht den Unterschied aus.

Bin ich hier richtig? Wie bin ich hier? Bei einem Planungstreffen, an dem ich vor Kurzem teilgenommen habe, sagte eine Beteiligte am Ende: Die Frage stelle ich mir jetzt nicht mehr. Ich bin immer richtig da, wo ich bin. Ich bin immer richtig, da wo ich bin. Mit mir stimmig sein, das macht mich unabhängiger von den Situationen. Ich kann mich entscheiden, wie ich auf den Klang in mir reagiere. Nicht jede Umgebung oder Situation tut mir gut. Auch das zu bemerken, ist ein Schritt zur inneren Stimmigkeit. Vielleicht bin ich nicht immer in der Lage, das sofort zu verändern oder daraus die passenden Konsequenzen zu ziehen. Ich wünsche mir Neugier auf neue Situationen: Neugier auf die Menschen und Neugier auf die Empfindungen in mir.

 

Photo by Paul Schulze on flickr CC BY-NC-SA 2.0

Mein Raum

Ins kalte Wasser springen
und es ist tief und weit.
Springen und fliegen,
getragen werden und mich fallen lassen.
Kräftige Schwimmzüge
bringen mich voran.

Da bin ich.
Das ist mein Raum.
Das ganze Meer
mit seinen Abgründen und Tiefen,
mit seiner Dunkelheit
und den glitzernden Wellen
auf der Oberfläche.
Ein einzelner Wassertropfen
und die starke Welle,
warm an der Oberfläche,
tief und kalt ganz unten.

Der Wal
schwimmt im Haifischbecken.
Es ist zu klein,
er gehört nicht dorthin.
Nicht vor und nicht zurück.
Was macht die Bahn frei?
Wie springt er in die Tiefe?
Er braucht so viel Platz,
soviel Raum für sich.

Flutscht durch den dunklen Schlund
schnell,
gleitet in das Meer aus Liebe,
strandet im groben Kies,
angespült,
ausgespiehen vom großen Meer,
allein zurückgelassen.
Er braucht Hilfe,
ist allein. „Mein Raum“ weiterlesen

Aufblühen

Wenn das Beste in mir leben würde,
würde ich fliegen.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre Hoffnung meine Nahrung.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre Vielfalt mein Reichtum.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre meine Stärke erwünscht.

Wenn das Beste in mir leben würde,
strahlte das Glück aus allen Poren.

Wenn das Beste in mir leben würde,
würden Hunde mich küssen.

Wenn das Beste in mir leben würde,
badete ich in einem See voller Sehnsucht.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre Großes groß und Kleines klein.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre ich frei zu lieben und zu geben.

Wenn das Beste in mir leben würde,
stehe ich auf der Bühne ohne Angst.

Wenn das Beste in mir leben würde,
singe ich das Lied meines Lebens mit kraftvollem Klang.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre ich zart und stark zugleich.

Wenn das Beste in mir leben würde,
wäre immer jetzt.

Wenn das Beste in mir lebt,
bin ich ganz heil.

 

Focusing-Sommerschule Juli 2018

 

 

 

 

 

Tanzrausch

geführt
berührt
gefallen und
auferstanden
bewegt
berührt
geführt
gefolgt und
gefangen

Neu belebt
frisch geschlüpft
hoch gehoben
und aufgefangen
mitgerissen
stehen geblieben
neu entfacht
entzündet
entflammt
brennend
in die Nacht

zärtlich berührt
verführt
eingewickelt und
umhüllt
hell erleuchtet
bunt geschmückt
vertraut

aufgehalten
angehalten
losgetreten
entfesselt
erkämpft und
gewonnen

hungrig
nach Leben
leer ausgegangen
verdurstet
zerronnen
versickert und
versackt

sprudelnd
tropfend
quellend und
erhellend
Mut getrunken
Freiheit gesoffen
Ekstase
Tränen
fließen
alles zuckt und
webt

gelebt
geliebt
vertraut
gefunden
losgelassen
frei
wie eine Feder
fliegen
schweben
weben
„Tanzrausch“ weiterlesen

Der rote Pfad

Für alle, die suchen und fragen, mit Ungeduld und Sehnen. Ein Focusing-Prozess.

Ich verlier den roten Faden,
ich verlier die Spur.
Ich wär so gerne –
einmal nur –
perfekt.

Alles richtig, alles gut,
alles heil, alles ganz.
Keine Zweifel, nur Mut.
Voranschreiten mit klarem Ziel.

Und doch weiß ich genau,
das wär zu viel, viel zu viel
und außerdem nicht echt.
Ich würde den Kontakt verliern,
wäre blind für Leid und Schmerz,
hätte Hoffnung ohne Ende zwar
aber keine Bodenhaftung mehr.

In mir fragt es nach der Lösung,
Erlösung aus dem Nebel,
dem Ausweg aus dem Nichts.

Vertrauen ist der Schlüssel
Liebe ist das Licht
Mit Augen zu und voller Klarheit
Schritt für Schritt
auf das Ungewisse zu. „Der rote Pfad“ weiterlesen

Gleichzeitig

„Irgendwie muss ich mein Handy ständig aufladen. Der Akku ist dauernd leer.“
„Vielleicht laufen da Prozesse im Hintergrund, die Energie fressen.“
„Wie im richtigen Leben.“

Im April hat der nächste Abschnitt meiner Focusing-Weiterbildung begonnen, Schwerpunkt: Körper. Ich freute mich, wieder in Würzburg im DAF zu sein, im vertrauten Focusing-Institut, mit vier bereits bekannten und vielen neuen Menschen. Das Thema hat mich dann ganz schön erwischt. Ich bin gleich mit etwas in mir in Kontakt gekommen, was mich erschreckt und verunsichert hat. Am ersten Tag dachte ich: Jetzt kann ich nach Hause fahren, ich kann doch nicht mit diesem Erschrecken eine Weiterbildung bestehen! In den nächsten Tagen hat mein Körper alles Drängen von mir, dem weiter nachzugehen, nicht beantwortet. Der Körper ist einfach weise, weiß seine Zeit.  Dann habe ich mir bewusst ein Experiment vorgenommen: Ich probiere, ob ich MIT diesem Unklaren, Unsicheren, Verletzten in mir trotzdem weiter üben und einen Prozess begleiten kann. Und siehe da: Es ging! Ich konnte kompetent begleiten, hilfreich sein, weiter üben. Die Resonanz war: Die Begleiteten fühlten sich sanft geführt und gut aufgehoben, die Impulse waren passend. Das hat mich dann fast erstaunt: Es geht, es ist gleichzeitig da: Mein innerer Prozess und meine Kompetenz.

„Gleichzeitig“ weiterlesen

Focusing

Am Ende des Jahres und meiner A-Z-Serie möchte ich die Kernbegriffe vorstellen, die mich zu diesem Blog inspirieren: Focusing, Spiritualität und Schreiben. Heute: Focusing.

Nach einer Definition von Focusing gefragt, wird man von Focusing-erfahrenen Menschen ganz unterschiedliche Antworten erhalten:

  • Focusing praktizieren bedeutet: den Körper von innen zu fühlen, das in uns zu fühlen, was wir schon spüren, von dem wir aber noch nicht wissen, was es ist (Johannes Wiltschko, Focusing Journal 39/2017, S. 44).
  • Focusing, manchmal auch „felt sensing“ genannt, ist ein Weg, der unserem Körper erlaubt, uns zu tiefer Selbsterkenntnis und zu psychischer Heilung zu führen, und es ermöglicht uns, geschickter mit den Schwierigkeiten umzugehen, die uns das Leben bringt (David I Rome, Focusing Journal 39/2017, S. 2).
  • Focusing heißt, seinem Körper auf behutsame, annehmende Weise zuzuhören und die Botschaften anzunehmen, die das Innere einem sendet. Es ist ein Prozess, bei dem man seine innere Weisheit respektiert und sich der unterschwelligen Wissensebene bewusst wird, die durch den eigenen Körper zu einem spricht
    (Ann Weiser Cornell, Focusing – Der Stimme des Körpers folgen, S. 13).
  • Heute ist Focusing ein Vehikel des Denkens und des Philosophierens, eine Möglichkeit der Selbsthilfe und eine Methode der Psychotherapie und Beratung, ein Werkzeug für Kreativität und Entscheidungsfindung und ein Weg, um spirituelle Dimensionen zu erkunden
    (Klaus Renn, Dein Körper sagt dir, wer du werden kannst, S. 10).

Wenn ich gefragt werde, erkläre ich Focusing meist so: Focusing ist eine körperorientierte Methode der Beratung und der Selbsterforschung, mit der ich in einen Dialog mit meinem Körper komme und von dort aus Antworten auf die Fragen meines Lebens erhalte.

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