Und da starre ich gebannt auf den Topf mit meiner Kastanie, mache seit 57 Tagen jeden Tag ein Foto von der dunklen Erde, an deren Oberfläche sich nichts ändert. Ja, dieser Topf steht nach wie vor für mich dafür, dass da etwas wächst, etwas im Verborgenen entsteht, was noch Entwicklungszeit braucht. Es ist ein Bild für mich, mir diese Zeit zuzugestehen, dass ich noch nicht dort angekommen bin, wohin ich gehöre. Ich spüre aber genau, dass ich auf dem Weg bin und dass es noch Zeit bedarf. Ich darf IN diesem Prozess sein. Auf dem Weg, im Wachstum.
Und dann sehe ich plötzlich, dass auf der Fensterbank im anderen Zimmer eine Knospe hochschießt! Eine Amaryllis, die ich fast aufgegeben hatte, nachdem sie sich auf ein Blatt reduziert hatte. Jetzt konnte ich in den letzten Tagen förmlich zusehen, wie eine riesengroße Knospe empor gewachsen ist und sich dann die wunderschöne Blüte entfaltet hat.