Der folgende Text basiert auf dem 42. Kapitel des Jesaja-Buches, Verse 1-9.
Ein neues Jahr –
Worauf ich mich freue?
Besteht nicht die Gefahr
enttäuscht zu werden bei allzuviel
Plan fürs Jahr?
Lieber die Erwartungen zurückschrauben,
und dann werde ich gewahr,
dass ich mich täusche,
wenn ich mich zerstreue
und übersehe den Zauber des Neuen.
Und hängt es überhaupt ab von mir?
Was kann ich dafür,
wie die Welt sich weiterdreht?
Worauf richtet sich mein Blick?
Auf die aktuellen Zahlen dieser Pandemie,
auf die mahnenden Stimmen,
die mit immer gleicher Akribie
uns Schrecken um Schrecken
vor Augen führen und wir –
verstummen.
Was heißt es da
ganz neu zu lauschen?
Lauschen auf die leisen Klänge,
auf die zarten Stimmen
der Hoffnung, der Liebe und Gesänge,
die wir hören,
wenn wir still sind,
wenn wir schweigen und
öffnen das Herz.
Zu wem spricht diese Stimme?
Wer ist dieser Knecht,
von dem wir hörten
von dem Recht?
Ist es Israel?
Das Volk, das Gott sich ruft,
an dem er festhält in
Treue und sogar in Untreue
und ohne Reue
immer wieder ja zu ihnen sagt.
Oder sind es die Knechte,
von denen uns die Bibel kundtut:
Sarah und Abraham,
Mose und die Propheten,
die, gerufen von Gott, säten,
ermahnten, führten und dienten
dem ganzen Volk.
Wer ist dieser Knecht?
Ist es Jesus?
Getauft im Jordan
spricht die Stimme aus dem Himmel:
Geliebt bist Du, mein Sohn,
mein Wohlgefallen ruht auf Dir.
Und mit Gottes Geistes Kraft
schafft Jesus das,
was angekündigt ist:
Blinde werden sehn,
Lahme werden gehn,
Taube werden hörn
und Arme verstehn
das Wort von Gott.
Wer ist dieser Knecht
Bist Du es?
Du, hier, an deinem Ort?
Diese Person, die Gott erwählt.
Diese Person, der Gottes Seele gefällt.
Diese Person, auf der Gottes Geistkraft ruht.
Ausgestattet mit allem Nötigen,
um sich einzusetzen für das Recht,
um zu bringen Versöhnung, Heilung, neuen Mut.
Keine Schläge auf die bereits Geschlagenen.
Kein Joch auf die bereits Gebeutelten.
Kein Sturm im Wasserglas der Verzweifelten.
Mit Zartheit wird das Verletzte angeschaut,
das Zerstörte liebevoll aufgebaut,
mehr gesehen als der Mensch vor Augen hat.
Das Herz gesichtet,
das schon Aufgegebene wieder aufgerichtet,
das fast versiegende Flämmchen der Kraft
neu entfacht.
Hier kann ich atmen,
bekomme den Saft
der Heilung.
Es ist geschehen:
mein Schmerz wurde gesehen,
jemand sorgt für Gerechtigkeit mit sanfter Macht.
Wozu befähigt das Gesehen werden?
Fortgesetzt wird diese Spur,
die schon gelegt in alten Zeiten,
als die Helden aus der Bibel
und auch Jesus Recht verheißen,
und es brachten in die Welt –
ganz praktisch, ohne laut Getöse
und doch mit riesen großer Wirkung.
Ich denk an Florence Nightingale,
die unermüdlich und mit ganzer Kraft
die Krankenpflege schafft
als Antwort auf die Not.
Unbekannter und doch wirkungsvoll
ist Dorothy Day.
Ihr Herz schlägt für die Armen
mit politischer Vehemenz
kümmert sie sich um Geplagte
und schafft ihnen Recht
gewaltfrei ohne Angst
und plagt damit die Unbekümmerten.
Sie rüttelt auf,
sieht das Schöne,
hat eine Vision,
lässt nicht locker,
vollendet ihre Mission
auch gegen Blocker.