Wenn die Angst vergeht

Noch ein Schreibimpuls aus Hannas Schreibwerkstatt

Stell dir vor
du hättest keine Angst mehr
vor nichts und vor niemandem

 

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde ich tief Luft holen und
losgehen

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde ich es wagen
rauszugehen

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde ich mich zeigen
so wie ich bin

Wenn ich keine Angst mehr hätte
wäre der Mut meine Freundin und
Schutz nicht mehr nötig

Wenn ich keine Angst mehr hätte
wäre ich vor nichts mehr sicher
furchtlos

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde ich mutig losgehen
mit dem Kopf durch die Wand

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde ich über mich hinauswachsen
groß und größer werden

Wenn ich keine Angst mehr hätte
wäre ich unangreifbar und
verletzlich zugleich

Wenn ich keine Angst mehr hätte
könnte ich die Ängstlichen nicht mehr verstehen
weil ich ihre Gefühle nicht kennte

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde ich die Gefahren nicht mehr sehen und
blindlinks ins Unglück stürzen

Wenn ich keine Angst mehr hätte
würde das Leben wie ein weites, offenes Feld
vor mir liegen –
frei.

 

8 Kommentare zu „Wenn die Angst vergeht

  1. Liebe Christiane,
    manchmal hilft es schon die Angst zu fragen, ob sie nicht einfach Freundin sein will. Dann kann sie schützen, ohne zu sehr zu behüten. Sie kann fordern, ohne zu überfordern. Sie kann warnen, ohne alles zu verhindern. Sie kann sensibilisieren, ohne zu verleugnen.
    Liebe Grüße
    Anne

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  2. Liebe Christiane,
    vielen Dank für deine tiefgehenden Worte. Die Angst vor der Angst ist für mich am schlimmsten. Dabei ist sie in Wirklichkeit ja oft eine Beschützerin – wie Anne schon sagt, sogar eine Freundin. Den Mut brauchen wir natürlich auch, genauso wie die Freiheit. Mit gefällt sehr, wie du in deinem Gedicht die Ambivalenz der Angst zeichnest, ihre guten und schlechten Seiten. Ich denke auch, nur wer die Angst selbst kennt, kann sie bei anderen Menschen auch verstehen. Angst schafft Empathie.
    Herzliche Grüße
    Ulrike

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